Outro

 

Im Januar 2005 wurde ich fündig. Ich fand den jüngsten Bruder meines Vaters, der noch immer in Bayern lebt. Er konnte mir bereits Vieles berichten. Dass die Mutter bereits 1992 gestorben war. Dass der mittlere Bruder, Norbert, schon seit 1979 tot ist. Dass es auch einen Bruder mit dem Namen Detlef gegeben hatte, der aber nur ein Jahr alt geworden war. Und er konnte mir die Telefonnummer des letzten noch lebenden Bruders, Waldemar, geben. Auch ihn erreichte ich - am letzten Tag vor seinem Umzug nach Furth im Wald, wo tschechische Freunde ihn pflegten. Im Mai 2005 besuchten meine Mutter, meine Geschwister und ich zunächst Waldemar zu seinem 72. Geburtstag. Er war ein alter, kranker Mann, dem die Freudentränen im Gesicht standen als er das erste Mal die Kinder seines älteren, geliebten Bruders sah. Dessen Glück, dass er nach 58 Jahren doch noch Gewissheit über das Schicksal seines Bruders erhielt, nicht in Worte zu fassen war. Und wir besuchten Achim, den jüngsten, der beim Verschwinden seines großen Bruders erst acht Jahre alt war und nur wenige Erinnerungen an die konkreten Ereignisse hatte - am stärksten an die Verzweiflung seiner Mutter.
Im August 2005 starb Waldemar. Ich habe ihn nur einmal gesehen.

 

Dank

Mein Dank geht an all die alten Menschen, die mir in meinen Recherchen mit so viel Bereitschaft und Freude geholfen haben. Einer von ihnen, ich weiß nicht mehr, wer es war, sagte in einem Telefonat: "Herr Pech, ich bin froh, dass Sie mich nach etwas fragen, was so lange her ist. Denn was gestern war, das weiß ich nicht. Aber was vor 60 Jahren war, daran erinnere ich mich mit jedem Detail." Danke für das Erinnern.

Ein weiterer Dank geht an all die Einwohnermeldeämter mit denen ich Kontakt hatte im Laufe der Recherche. Das Entgegenkommen, das ich dort erlebt habe, war - und zwar immer- voller Verständnis und für mich fast ein Wunder. Die Freundlichkeit, das Engagement und auch die Offenheit für ein Anliegen, zudem mir gerade am Anfang oft auch tragbare Belege gefehlt haben, war unbeschreiblich. Da wurde in Kellern nach Akten gesucht, da wurden Kontakte angebahnt und einfach schlicht geholfen. Immer wenn ich in meiner schönen Metropole bei der Beantragung irgendeines Anliegens Monate auf einen Termin warten muss oder beim schlichten Abholen eines Ausweises drei Stunden im Vorraum sitze, denke ich an diese Erfahrungen.